Paul Raas
Zu den künstlerischen Techniken
Am Beginn der künstlerischen Arbeit von Paul Raas stand die Fotografie – hauptsächlich Schwarz/Weiß-Fotografie. Anfangs noch zu Hause und in der „temporären Dunkelkammer“ im Badezimmer, später im Wohnatelier in Salzburg Nonntal mit Studio und Dunkelkammer. Doch bald war das Foto als einziges künstlerisches Medium zu glatt, zu exakt und zu vergänglich. Seitdem ist Raas auf der Suche nach anderen Möglichkeiten, Bilder umzusetzen und mit seinen konzeptuellen Gedankenkonstrukten zu verbinden. Ziel ist dabei oft, modernste Technologien mit altem Kunst- und Druckhandwerk zu verbinden.
Ab 1993 erlernte Paul Raas die künstlerischen Drucktechniken Kupferdruck, Hochdruck und Siebdruck in der grafischen Werkstatt der Berchtoldvilla Salzburg und leitete bald die Siebdruckwerkstatt. In dieser Zeit engagierte er sich auch mehr und mehr als Werbegrafiker und so wurde Mediendesign zu einem zweiten beruflichen Standbein. Durch diese berufliche Erfahrung überschnitten sich die manuellen Drucktechniken mit den kommerziellen Techniken, die sich bis heute rasant weiterentwickeln. Immer wieder fanden und finden sich dabei für Künstler Möglichkeiten, aus beiden Bereichen zu schöpfen. Zwei große Revolutionen waren dabei der Umstieg von der analogen zur digitalen Fotografie, sowie die digitalen Druck-, Be- und Verarbeitungsmöglichkeiten. “Ich bin immer hin- und hergerissen zwischen der Faszination, die von der Hightech-Entwicklung ausgeht, und jener, die das überlieferte, oft mühseligere alte Handwerk mit sich bringt. Eine Highend-Digicam hat für mich – wenn Sie so möchten – dieselbe kreativerotische Ausstrahlung wie eine Stockpresse aus dem 19. Jahrhundert. Und ich weiß mit beidem umzugehen.” (Zitat Paul Raas)
Ab der Jahrtausendwende kommen weitere optische Vorrichtungen zur künstlerischen Inspiration und Sujetfindung zum Einsatz: Fernglas, Teleskop, Mikroskop und selbst entwickelte “Kunstmaschinen” dienen dem künstlerischen Forschen. Das manuelle Arbeiten auf Papier und Leinwand bleibt aber der wichtigste und endgültige Schöpfungsprozess.
So ist es gekommen, dass fast alle Arbeiten einen Schaffensprozess durchlaufen, bei dem sich analoge und digitale Arbeitsschritte ablösen. Es folgt zum Beispiel einer Ideenskizze ein Fotoshooting, diesem eine digitale Kollage am Computer und dieser eine analoge Umlegung auf Druckstock oder Leinwand. Endgültig gedruckt oder gemalt werden die Sujets auf edle Büttenpapiere oder auf vorweg bemaltes Papier oder bemalte Leinwand. Diese künstlerische „Grundierung“ des Bildträgers bedeutet sehr viel, da hierbei sowohl Paul Raas‘ Hang zum Informellen als auch zum Abstrakten voll ausgelebt werden kann. Wenngleich er auch sehr farbreduziert arbeiten muss, damit die vorbereitete Idee genug Kontrast hat. Diese „Bilder unter den Bildern“ werden in vielen Arbeiten sichtbar.
“Wie viel Zeit soll ein Künstler in den handwerklichen, technischen Teil seiner Arbeit investieren? Das wird man wohl nicht beantworten können. Ich habe manchmal vielleicht zu viel Zeit in diesen Teil meines Künstlertums investiert und mir so ein Stück Freiheit genommen. Heute bin ich aber froh, auf diesen Fundus aufbauen zu können. Wenn sich eine Idee langsam in mir kristallisiert, ist es egal, ob sie in Form von Hochdruck, Zeichnung, Website, Foto oder Software, oder als Mischung aus allen diesen auf die Welt kommen möchte. Sie sucht sich einfach den besten Weg … und ich kann ihr das bestmögliche Umfeld bieten.” (Zitat Paul Raas Videoportrait 2010)
Zur Radierung
Die Radierung ist ein aufwändiges Handdruckverfahren zur Herstellung künstlerischer Druckgrafik:
Eine Kupferplatte wird poliert, entfettet und mit einem säurefesten Lack überzogen. Ist der Lack getrocknet, wird mit einer Radiernadel eine Zeichnung eingeritzt. An den gezeichneten Stellen wird das Kupfer wieder blank bzw. ätzbar. Nachdem auch die Rückseite der Platte geschützt wurde, wird diese in ein Säurebad gelegt. Die Säure ätzt nun die blanken Stellen in die Tiefe (Tiefdruck).
Nach Abschluss der Ätzung wird der Lack entfernt und die Platte mit Kupferdruckfarbe eingefärbt. Die Farbe bleibt nur in den Vertiefungen, hängen. Die Oberfläche der Platte wird blank gewischt.
Auf dem Druckschlitten einer Tiefdruckpresse (Walzenpresse) wird die Platte aufgelegt. Darüber kommt ein Bogen saugfähiger, angefeuchteter, meist kostbarer Tiefdruckkarton. Alles wird mit einem Druckfilz abgedeckt. Die Platte wird unter hohem Druck durch die Presse gefahren – die Farbe gelangt aus den Vertiefungen auf das Papier. Das fertig gedruckte Blatt wird einige Tage zwischen saugfähigen Pappen getrocknet. Die Plattenränder zeichnen sich als „Facette“ auf dem Papier ab. Daran erkennt man die Radierung.
Es gibt mehrere Verfahren, Vertiefungen in die Platte zu bringen: Aquatinta (ist eine Flächenätzung), Zuckertusche (Reservage), Direktätzung, Kupferstich, Kaltnadel usw. Der künstlerischen Kombination sind keine Grenzen gesetzt.
Um Farbdrucke herzustellen, benötigt man für jede Farbe eine eigene Platte. Die Platten müssen aufeinander abgestimmt und passergenau gedruckt werden. Durch das Zusammendrucken entstehen vielfältige Farbmischungen.